Kunstklinik Bethanien

Das leerstehende Krankenhaus Bethanien wurde im Juni 2013 ein Wochenende lang zu einer großen Kunstgalerie – mit Ausstellungen in über 50 Krankenzimmern. Initiiert und organisiert wurden die Kunstaktionstage mit behinderten und nichtbehinderten ­Künstlern vom Kulturhaus Eppendorf, crazyartists und Martinierleben.

Autor: Klaus Kolb

Das altes Krankenhaus wurde ein Wochenende zu einer Kunstgalerie, Foto: Bernd Hellwage
Das altes Krankenhaus wurde ein Wochenende zu einer Kunstgalerie, Foto: Bernd Hellwage

Über 80 Künstler und Künstlergruppen beteiligten sich an der Kunstklinik Bethanien, u.a. Kunst- und Kulturprojekte aus acht Einrichtungen der Behindertenhilfe und zwei Schulen mit ihren Kunstklassen. Dazu gesellten sich der Verein Kulturlotse, ein HVV-Mobilitätstraining in einem Bus, das Stadtteilarchiv Eppendorf mit der Sonderausstellung „Geboren im Bethanien“ und geführte „Kunstvisiten“. Neben den Ausstellungen wurde das Programm durch Musikgruppen, Tanz- und Theateraufführungen und Lesungen ergänzt.

Über 2000 Besucher erlebten am 8. und 9. Juni 2013 das in eine riesige Galerie verwandelte Gebäude und kamen – wie es ein Besucher dem Hamburger Abendblatt gegenüber formulierte – gesünder raus, als sie hineingegangen waren. Künstler mit und ohne Handicap stellten ihre Werke aus, setzten in kreativer und sehr unterschiedlicher Weise die verlassenen Räume ganz neu in Szene. Am Sonnabend gab es zusätzlich zu den Ausstellungen Musik, Theater und Lesungen.

Künstlerische Zwischennutzungen von leerstehenden Räumen setzen ungeahnte Energien frei: Für alle Besucher war spürbar, welche Kraft in der Kunst steckt, und die Vielfalt der künstlerischen Positionen war beeindruckend. Die Kunstklinik hat der 120-jährigen Geschichte des Gebäudes einen würdigen Abschied bereitet und die neuen Nutzungen beispielhaft angekündigt. Sie hat die Worte Inklusion und kulturelle Teilhabe mit Leben gefüllt und unterschiedlichste Menschen auf der Ebene der Kunst zusammengebracht. Im Vordergrund stand die Kunst, Handicaps wurden – auch im Umgang miteinander – völlig nebensächlich.

Ohne bürgerliches Engagement hätte es dieses Projekt nicht gegeben: Für die Vorbereitung traf sich eine Projektgruppe, in der zehn Freiwillige mitarbeiteten, über ein Jahr lang regelmäßig.

Das Krankenhaus Bethanien wird in den kommenden Jahren komplett umgebaut. Dort entstehen neben 80 öffentlich geförderten Wohnungen Räume für soziale und kulturelle Einrichtungen. So werden auch das Kulturhaus Eppendorf, das Stadtteilarchiv Eppendorf, die Sozialstation Eppendorf, die crazyartists und andere Initiativen dort eine neue Heimat finden.

KONTAKT:
Kulturhaus Eppendorf, Julius-Reincke-Stieg 13 a, 20251 Hamburg, 040/48 15 48, , www.kulturhaus-eppendorf.de