Sich in einer neuen Stadt einzuleben ist nie einfach – insbesondere für junge Geflüchtete. Sie haben noch kein Netzwerk, das ihnen Orientierung bietet, wenig Geld und müssen auch die Sprache noch lernen. Sie leben zumeist isoliert in ihren Unterkünften und verlieren einfach nur Zeit. An anderen Orten in der Stadt entwickeln wiederum Ehrenamtliche, Pädagog*innen und Kulturschaffende spannende Angebote, haben häufig noch Kapazität und freuen sich, wenn Menschen kommen. Das Projekt Yalla – Rein in die Stadt! der GWA St. Pauli bringt beide Gruppen zusammen.
Autorin: Gesa Becher
Bereits die Idee zu „Yalla“ hat die GWA St. Pauli gemeinsam mit jungen Geflüchteten entwickelt. Bei einem Jugend-Medien-Camp wurde gefragt: Was hindert euch eigentlich daran, euch die Angebote der Stadt zu erschließen? Als ein wesentlicher Faktor wurden die Kommunikationsgewohnheiten identifiziert. Flyer und auch Infos im Internet richten sich vom Sprachniveau häufig an Multiplikator*innen und sind für Jugendliche wenig anschaulich: Was passiert z. B. in einem „inklusiven Tanzprojekt“, wo „alle willkommen“ sind? Wer geht da hin? Wer leitet es an? Wie sieht es da aus? Es brauchte also eine andere Form der Vermittlung.
Im Sommer 2017 hat die GWA zwei zehntägige Kick-Off-Workshops durchgeführt: einer nur für Mädchen und junge Frauen, der andere gemischt. In den Workshops haben die Teilnehmenden gemeinsam Hamburg entdeckt und sich gegenseitig mitgenommen zu Lieblingsplätzen und Geheimtipps. Dabei wurden mit Smartphones und Tablets einfache, möglichst anschauliche Videos mit wenig Sprache produziert, die über Social Media Kanäle geteilt wurden. So bekam nicht nur die Hamburger Soziokultur für die Neuhamburger*innen ein Gesicht: Auch über 300 Follower konnten gewonnen werden.
Wichtig ist aber vor allem, dass die jungen Menschen, die sich bei Yalla engagieren, selber profitieren. Das hat bislang gut funktioniert: Sie haben neue Freundschaften geschlossen, sich gegenseitig begeistert, gute Orte entdeckt und aufgemischt sowie ihre Medienskills vertieft. Mit ihrem Engagement ermutigen sie jetzt andere, Hamburg zu entdecken. Die GWA arbeitet online und offline weiter daran, dass der Funke überspringt: Jeden Freitag gibt es ein offenes Redaktionstreffen im Kölibri / Medienzentrum und weitere Ferienworkshops sind geplant.
Auch das medienpädagogische Team ist international – teilweise mit eigener Fluchtgeschichte – zusammengesetzt. „Yalla“ soll wachsen und im Sinne einer Selbstaneignung mehr und mehr von den jungen Geflüchteten selber belebt werden.
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GWA St. Pauli e.V.
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