BESTE GÄSTE

Die Freie Szene ist fordernd: ungewöhnliche Orte, experimentelle Formate, inhaltlich oftmals inmitten des gesellschaftlichen Diskurses. So bleiben die Akteur*innen statt erhofftem Diskurs mit einem diversen Publikum oft unter sich. Mit dem Format BESTE GÄSTE möchte das Festival Hauptsache Frei einen neuen Zugang schaffen, indem sich Menschen – angeleitet und doch frei – über ihre Theatererfahrung austauschen.

Autor: Christopher Weymann

Ein unwahrscheinlich normaler Theaterabend: Echter Dialog zwischen Akteur*innen der Freien Szene und „Besten Gästen“, Foto: Bente Stachowske

Wer versammelt sich eigentlich, wenn die Freie Szene der Darstellenden Künste Theater macht? Meistens die, die sowieso überall hingehen, um Theater zu erleben. Aber die Menschen von – wortwörtlich – nebenan kommen meistens nicht.

Mit dem Projekt BESTE GÄSTE lädt Hauptsache Frei – das Festival der Darstellenden Künste Hamburgs – Menschen mit wenig Berührungspunkten ins Theater ein. Mit jedem Spieltag wechselt auch der Spielort. Eine Kleingruppe erlebt den Theaterabend zusammen mit je einem*r Künstler*in der Szene und tauscht sich bei einer Flasche Wein über das Erlebte aus.

Im Gegensatz zu üblichen Vermittlungsformaten, bei denen ein*e Expert*in in die Produktion einführt und diese inhaltlich nachbereitet, begegnen sich alle Teilnehmenden auf Augen­höhe, für alle ist es eine Premiere: Die begleitenden Künstler*innen haben die Produktion weder zuvor gesehen noch vorbereitet, sie teilen lediglich ihren künstlerisch geprägten Blick mit der Gruppe.

Aus der eigenen Wahrnehmungswelt heraustreten setzt einen gegenseitigen (Kennen-)Lernprozess in Gang, der die Grenze zwischen Künstler*innen und Publikum aufbricht und die Möglichkeit zu einer langfristigen Verbindung schafft. Das bietet den Zuschauer*innen neue Einblicke in Formate, Arbeitsweisen, Themenstellungen, Ästhetiken und künstlerische Ansätze, macht den Raum auf für Fragen, für Erstaunen, Unverständnis und für Begeisterung.

Auf der anderen Seite bekommen die beteiligten Künstler*innen wertvolle und unmittelbare Einblicke in die Wahrnehmungswelt der Zuschauer*innen, in die Fragestellungen und Eindrücke – viel direkter als ein herkömmliches Publikumsgespräch. Am Ende des Abends war dann doch alles halb so wild – und eigentlich könnte man das mal wieder machen, oder?

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Bündnis für Festivals der Freien Tanz- und Theaterschaffenden Hamburgs e.V.
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