Am 16. Mai 2024 wurde der 21. Hamburger Stadtteilkulturpreis für herausragende Projekt- und Programmarbeit in der Halle 424 im Oberhafen vergeben. Mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis werden Projekte und Programme gewürdigt, deren Konzeption, Umsetzung und Resonanz besondere Qualität zeigen und die besonders geeignet sind, als anregendes Beispiel auf Initiativgruppen auch in anderen Stadtteilen zu wirken. Der Preis wird für bereits realisierte Kulturprojekte und -programme vergeben, die ein erfolgreiches Ergebnis nachweisen können, und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Der Stadtteilkulturpreis 2024 geht an Female* Voices
Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2024 wurde an das Projekt „Female* Voices – Was uns zum Leuchten bringt“ der Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg vergeben. Female* Voices ist ein Empowermentprojekt, das mit musikalischen Mitteln von Diskriminierung betroffene FLINTA miteinander vernetzt und auf die Bühne bringt. Das Ensemble schafft durch die Auftritte ein öffentliches Bewusstsein gegen Ausgrenzung, rechte Strukturen und setzt ein Zeichen für Empowerment und queeren Feminismus.
In der Begründung für die Entscheidung heißt es u. a.: „Das Projekt Female* Voices wird von der Jury als besonders preiswürdig angesehen, da es Frauen* mit vielfältigen Lebensrealitäten auf den Elbinseln durch Musik zusammenbringt und ihre Anliegen mit gemeinsamen Stimmen sichtbar macht. Frauen* aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Milieus kommen miteinander in Kontakt und haben die Möglichkeit, sich musikalisch weiterzuentwickeln und zu professionalisieren. Female* Voices trägt die Forderungen der Frauen* über die Grenzen des Stadtteils hinaus auf die Bühnen. Das Projekt lädt zum Mitmachen ein, ist energiegeladen und freudvoll, stärkt die Teilnehmen-
den nachhaltig und fördert transkulturelle Begegnungen. Es ermöglicht den Teilnehmer*innen, ihr eigenes Lebensumfeld mitzugestalten, ihre Stimme zu erheben und sichtbar zu sein. Es nutzt das vorhandene Potential der Solidarität und Diversität in der Projektgruppe, um mit kreativen Mitteln ein öffentliches Bewusstsein zu schaffen gegen Ausgrenzung und rechte Strukturen, für Empowerment und Feminismus.
Die Jury schätzt auch die Arbeit im Hintergrund, den Aufbau von nachhaltigen Strukturen, und betont, dass das, was auf den Straßen und in den Sälen der Elbinsel sichtbar ist, nur ein Teil der Leistung ist.
Mit der Auszeichnung würdigt die Jury besonders die hohe konzeptionelle und künstlerische Qualität des Projekts sowie dessen Beitrag zur Diversität gesellschaftlicher Gruppen und zur Sichtbarkeit feministischer Perspektiven in der Kultur.“
Die Finalist*innen 2024
Als besonders herausragende Projekte und Programme stadtteilkultureller Arbeit wurden für den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2024 außerdem als Finalist*innen nominiert:
- Der erste Brakula Weihnachtszauber des Bramfelder Kulturladens e.V.
- Das Stadtteilfestival Crossdorf der Nysen GbR
- Das Geschichtsprojekt Erinnere unsere Geschichte – Jüdisches Leben in Wandsbek vom Kulturzentrum Wandsbek e.V.
- Das Kunst- und Forschungsfestival KLIMASTRÖME – das Fest der Elbe des studio playces
- Die Gemeinschaftsausstellung Orte der Zwangsarbeit in Hamburg der Geschichtswerkstätten Hamburg e.V.
- Das inklusive Kursprogramm STIM vom Lukulule e.V.
- Das Beteiligungsprojekt Der Tansania Park in Jenfeld – Postkolonialismus im Stadtteil vom Salon International e.V.
- Das Musikprojekt Ukulele am Start vom KulturKlinker Barmbek e.V.
- Die WERKSTATT im Gröninger Hof der Genossenschaft Gröninger Hof eG
Die Bewerbungsrunde
Von Anfang November 2023 bis Anfang Januar 2024 konnten sich freie Träger der Kulturarbeit sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. Neben Kulturprojekten konnten Kurs- und Veranstaltungsprogramme, Programmbereiche, Veranstaltungsreihen, spezielle Veranstaltungsformate und Festivals, die in besonderer Weise den Qualitätskriterien des Stadtteilkulturpreises entsprechen, eingereicht werden. Projekte und Programme, die sich schon öfter beworben haben, wurden ausdrücklich aufgefordert, sich wieder zu bewerben. In diesem Jahr wurden gut 40 Kulturprojekte und -programme von Zentren, Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen für den größten Preis der Hamburger Stadtteilkultur eingereicht. An dieser Stelle sei noch einmal allen Bewerber*innen für die Einsendungen gedankt.
Auswahl, Jury und Preisverleihung
Aus allen Einsendungen nominierten die Preisstifter*innen zehn Bewerbungen für den Hamburger Stadtteilkulturpreis. Eine unabhängige Jury ermittelte aus diesen Finalist*innen im Anschluss die*den Preisträger*in. Als Jurorinnen haben sich 2024 wieder Prof. Dr. Julius Heinicke vom Institut für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim und die ehemalige Referentin des Bundesverband Soziokultur Jennifer Tharr zur Verfügung gestellt. Jennifer Tharr verfasste auch die Laudatio für Female* Voices. Neu in der Jury ist dieses Jahr Klaus Kolb. Er war bis 2022 Geschäftsführer der KUNSTKLINIK – vormals Kulturhaus Eppendorf. Außerdem engagiert er sich in kultur- und kommunalpolitischen Themenfeldern und war lange Zeit im Vorstand von STADTKULTUR HAMBURG e.V. aktiv. Er folgt auf die ehemalige Direktorin der Bücherhallen Hamburg Hella Schwemer-Martienßen, der wir noch einmal für ihr Engagement in der Jury bedanken möchten.
Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde am 16. Mai 2024 im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung vom Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda in der Halle 424 im Oberhafen überreicht.
„Die Hamburger Stadtteilkultur trägt mit ihren Angeboten in den Stadtteilen nicht nur zum breitgefächerten Kulturprogramm Hamburgs bei, sondern öffnet Räume für den direkten Austausch und damit für den Zusammenhalt unserer Stadtgesellschaft. Das Projekt Female* Voices steht genau dafür. Ein Gesangs- und Performance-Projekt, das mit seinem Einsatz für Diversität, Zusammenhalt und eine freie, gleichberechtigte Gesellschaft und einem klaren Bekenntnis gegen jede Art von Diskriminierung und Rassismus die Jury überzeugt hat. Dieses Projekt zeigt eindrücklich die gesellschaftliche Kraft der Soziokultur. Dass das Kulturschloss Wandsbek für sein Projekt zum jüdischen Leben im Stadtteil mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wird, den es in diesem Jahr zum ersten Mal gibt, hebt die Bedeutung des Themas auch in den Stadtteilen hervor. Ich gratuliere beiden Projekten zur Auszeichnung! Darüber hinaus danke ich Stadtkultur Hamburg e.V. für die Durchführung sowie allen fördernden Stiftungen für ihr großes Engagement.“
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien
Der neue Publikumspreis 2024 geht ans Kulturschloss Wandsbek
Dieses Jahr wurde zum ersten Mal der Publikumspreis der Stadtteilkultur zusätzlich zum Preis der Jury vergeben. Der neue Preis ist mit einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert. Ab dem 23. April 2024 konnte das Publikum über das Internet für seine*n Favorit*in abstimmen. Der Preis wurde auf der Verleihung von der Geschäftsführerin von STADTKULTUR, Corinne Eichner, an das Geschichtsprojekt „Erinnere unsere Geschichte – Jüdisches Leben in Wandsbek“ vom Kulturschloss Wandsbek übergeben. Im Projekt hat das Wandsbeker Stadtteilkulturzentrum eine Online-Karte über jüdische Geschichte im Stadtteil erstellt. Das Projekt regt die Nachbarschaft an, sich mit der eigenen Stadtteilgeschichte zu beschäftigen und sich somit ihr eigenes Umfeld auf eine neue Weise anzueignen.
Preisstifter*innen und Unterstützer*innen
Preisstifter*innen sind die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, die Hamburgische Kulturstiftung, die Gabriele Fink Stiftung und die Patriotische Gesellschaft von 1765. Die Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. unterstützt die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für lokale Kultur und kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für die Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig. Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird seit 2002 an herausragende lokale Kulturprojekte und -programme vergeben.