Preisträger*in: Female* Voices

Was geschieht, wenn FLINTA mit künstlerischer Leidenschaft, gesellschaftlichem Engagement und kulturelle Vielfalt gemeinsam ihre Stimmen erheben? Sie schaffen einen Moment des Empowerments.

Autor*in: Steph Klinkenborg

Auftitt der Female* Voices, Foto: Alena Sternberg

Das Demokratieprojekt „Female* Voices” bietet von Mehrfachdiskriminierungen betroffenen FLINTA die Möglichkeit, sich künstlerisch, persönlich und politisch zu Themen ­auszudrücken und zu vernetzen. FLINTA steht für Frauen, ­Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen. Das Ensemble, bestehend aus FLINTA unterschiedlichster Hintergründe und Erfahrungen, schafft durch die Auftritte ein öffentliches Bewusstsein gegen Ausgrenzung, rechte Strukturen und setzt ein Zeichen für Empowerment und queeren Feminismus. Dabei unterstützen sich Laien und Profis gegenseitig und lernen voneinander.

Im Jahr 2022 wurde der Funke der Projektidee im Bürgerhaus Wilhelmsburg entzündet. Mit dabei waren der Mädchenvorstand der islamischen Gemeinde Wilhelmsburg, das Hilfecafé von und für Rom*nja „Romani Kafava“, die Tanzcrew Dance Out Loud und engagierte FLINTA des Feministischen Kulturzentrums RIA. Von Anfang an stand die gemeinsame Erkundung verschiedener Lebenswelten und Alltagserfahrungen im Mittelpunkt.

„Wir haben Lieder zu unterschiedlichen Themen, weil Wilhelmsburg ein Stadtteil ist, der sehr unterschiedlich ist und der Wunsch auch ist, sich kennenzulernen – ist es wichtig, ein Projekt zu haben, wo das möglich ist. Und zwar nicht nur im Reden, sondern im gemeinsamen Kreativsein.”

Filiz Gülsular, Projektleitung, Chorleitung

Ursprünglich fokussiert auf den Internationalen feministischen Kampftag, entwickelte sich der Chor kontinuierlich weiter und erzielt eine immer grösser werdende Resonanz. Mehr als 300 FLINTA haben bisher aktiv am Projekt teilgenommen und mit ihren Performances und Aktionen über 3000 Personen erreichet. Die Diversität in Sprachen und Erfahrungen spiegelt sich in den Diskriminierungserfahrungen wider, die von Anti-Ziganismus über anti-muslimischen Rassismus und Sexismus bis hin zu Klassismus reichen.

„Female* Voices schafft Verbindung über die Musik politische Themen zum Ausdruck zu bringen und sich zu einer Gruppe zu finden. Das ist das Besondere an dieser Gruppe, dass sie sehr politisch ist, aber dass sie auch sehr musikalisch ist. Was wir alle gemein haben, ist, dass wir gegen das Patriarchat laut werden wollen und das ist immer der große gemeinsame Nenner, wo wir uns dann alle finden.”

Katharina Gildenstern, Co-Chorleitung

„Female* Voices ist musikalisches Community Building par excellence: Das Projekt vernetzt FLINTA aus verschiedensten Kontexten miteinander und schafft durch musikalische Mittel Begegnung, Verständnis und eine gemeinsame, laute Stimme für Gleichberechtigung. Das Engagement der teilnehmenden FLINTA ist riesig und zeigt, wie wichtig demokratiefördernde Projekte in unserer Gesellschaft sind und wie wichtig die Arbeit der Institutionen ist, die diese Projekte möglich machen.“ beschreibt Alena Kruse, Programmleitung Musik im Bürgerhaus Wilhelmsburg, die Wichtigkeit nachhaltiger Trägerstrukturen.

„Ich bin richtig glücklich über Lieder aus verschiedenen Ländern und aus verschiedenen Kulturen. Wenn wir ein Lied singen – egal welche Sprache – finde ich in den Augen der Frauen das gleiche Licht.”

Nuroj Tezel, Perkussionistin und Sängerin

Das Bürgerhaus Wilhelmsburg arbeitet in Netzwerken und richtet seine Arbeit konsequent an den Bedarfen des Stadtteils aus. So bot es dann auch eine stabile Struktur, als 2022 ­FLINTA aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten zusammenkamen, um sich gemeinsam künstlerisch und politisch auszudrücken.

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Bürgerhaus Wilhelmsburg
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